Orange

Orangen - Oranges
Orangen - Oranges

Orangenbäume ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Für das Gemälde des französischen Malers Gustave Caillebotte von 1878, siehe Die Orangenbäume.
Die Orange

Die Orange (Aussprache: [oˈʁaŋʒə] oder [oˈʁɑ̃ːʒə]), auch Apfelsine (von niederdeutsch appelsina, wörtlich “Apfel aus China/Sina”) genannt, ist nördlich der Speyerer Linie ein immergrüner Baum; vor allem ihre Früchte werden so genannt. Der gültige botanische Name der Apfelsine ist Citrus × sinensis L., sie gehört also zur Gattung der Zitruspflanzen (Citrus) in der Familie der Rautengewächse (Rutaceae). Sie stammt aus China oder Südostasien, wo sie aus einer Kreuzung zwischen Mandarine (Citrus reticulata) und Pampelmuse (Citrus maxima) entstanden ist.

Die Bitterorange, die von der gleichen Elternart abstammt, unterscheidet sich von den süßen Orangen durch ihre völlig unterschiedlichen Verwendungszwecke. Während die Bitterorange spätestens im 11. Jahrhundert nach Italien kam, wurde die süße Sorte erst im 15. Jahrhundert in Europa eingeführt, wo sie zunächst fast ausschließlich in Portugal angebaut wurde. Die süße Orange ist die weltweit am häufigsten angebaute Zitrusfrucht.

Vegetative Merkmale

Orangenbäume sind kleine bis mittelgroße immergrüne Bäume mit einer Wuchshöhe von bis zu 10 Metern. Die runde Krone des Baumes ist regelmäßig verzweigt. Die jungen Zweige sind kantig und mit dünnen, biegsamen, bis zu 8 cm langen, eher stumpfen Stacheln besetzt.

Die wechselständig und spiralig angeordneten (einblättrigen) Blätter sind in Blattstiel und Blattspreite unterteilt. Der Blattstiel ist verkehrt eiförmig, nur wenig verbreitert (geflügelt), am Grund schmal, 1 bis 3 cm breit und 0,6 bis 1,5 cm lang. Die lederartige, dicke, dunkelgrüne Blattspreite ist deutlich vom Blattstiel getrennt und hat einen abgerundeten, ovalen und zugespitzten Blattgrund.

Die Keimblätter sind milchig weiß.

Generative Merkmale

Die Blüten stehen einzeln in den Blattachseln oder büschelweise in wenigblütigen, traubigen Blütenständen. Die duftenden Blüten sind radiärsymmetrisch und zwittrig oder rein männlich mit doppeltem Perianth. Die vier oder fünf Kelchblätter sind miteinander verwachsen. Die fünf freien Blütenblätter sind weiß gefärbt. Es gibt 20 bis 25 Staubblätter, deren Staubfäden an der Basis zu mehreren Gruppen verwachsen sind. Der Fruchtknoten ist oval und deutlich vom Griffel getrennt. In Europa blüht die Orange von Februar bis Juni, in China von April bis Mai.

Orangenbäume entwickeln, wie viele andere Zitrusfrüchte auch, Früchte ohne Fremdbestäubung. In der Frucht (Hesperidium) besteht das Sarkokarp aus zehn bis dreizehn Segmenten, die mit Saftschläuchen von meist orangefarbener, gelegentlich auch gelber bis roter Farbe gefüllt sind. Jedes Segment ist von einer dünnen Kutikula (Endokarp) umgeben, und die gesamte Frucht ist von einer zweigeteilten Schale umgeben. Die innere Schicht der Schale ist weiß (Mesokarp, Albedo), die äußere ist bei Reife orange oder grün (Exokarp, Flavedo). In der reifen Fruchtschale befinden sich zahlreiche Öldrüsen, die einen aromatischen Duft verströmen. Die Schale und die Segmente sind miteinander verwachsen, und die Frucht lässt sich schwerer schälen oder teilen als andere Zitrusfrüchte. Die Mittelachse der Frucht ist nicht hohl, wie bei der Bitterorange. Jede Frucht enthält viele Samen. Die großen, ovalen Samen haben eine raue Samenschale und ein weißes Inneres. Jeder Samen enthält einen bis meist mehrere Embryonen von unterschiedlicher Größe. In China reifen die Früchte von September bis Dezember.

Die grundlegende Chromosomenzahl ist n = 9. Neben den diploiden Formen kommen auch polyploide Formen vor.

Farbe und Qualität der Früchte

In Regionen mit tropisch warmen Nächten und hoher Luftfeuchtigkeit bleiben die Früchte während der Reifung grün. Die Farbe Orange ist also kein Reifungsmerkmal. Da viele Verbraucher die grüne Farbe als Unreife-Merkmal betrachten, werden die grünen Früchte vor dem Verkauf in der Regel entfärbt, indem sie Ethylengas ausgesetzt werden, das das grüne Chlorophyll in der Schale zerstört. Die daraus resultierenden Qualitätseinbußen werden im Interesse einer besseren Vermarktung in Kauf genommen.

Die EU-Vermarktungsnorm für Zitrusfrüchte schreibt vor, dass die Färbung der Orangen sortentypisch sein muss. Höchstens ein Fünftel der Schale darf eine hellgrüne Farbe haben. Bei Orangen, die in Gebieten erzeugt werden, in denen die Lufttemperaturen und die relative Luftfeuchtigkeit während der Entwicklungszeit hoch sind, darf jedoch mehr als ein Fünftel der Schale grün gefärbt sein. (Außerdem müssen alle Orangen je nach Sorte einen Mindestsaftgehalt von 30 bis 45 % aufweisen). Das Entgrünen ist in der EU erlaubt.

Namensgebung

Der Name Orange (lateinisch früher Aurantia bzw. Citrus aurantium) leitet sich über altprovenzalisch auranja und spanisch naranja vom Arabischen (nārandsch / نارنج) ab, das sich wiederum über das Persische (nārendsch / نارنج / nāranğ, und nāreng / نارنگ) und das Sanskrit ञरंगः nāranga von einem dravidischen Wort ableitet (vgl. Tamil nāram). Das n- wurde durch andere Anlautkonsonanten ersetzt, als es aus dem Spanischen in andere romanische Sprachen entlehnt wurde (portugiesisch laranja, katalanisch taronja) und ging schließlich ganz verloren (französisch orange; provenzalisch irange; italienisch arancia). Im Arabischen heißt die Orange heute burtuqāl / برتقال (von “Portugal”), während nārandsch / نارنج für Bitterorange steht. Ebenso wird im Neugriechischen das bittere νεράντζι nerantsi von dem süßen πορτοκάλι portokali unterschieden. Die Farbe Orange ist nach der Frucht benannt.

Der Name Orange ist abgeleitet von Apfelsine, chinesischer Apfel (vgl. niederländisch sinaasappel “Chinas Apfel”). Bis Mitte des 20. Jahrhunderts gab es noch eine klare Trennung im Sprachgebrauch – nördlich des Mains, in der Rheinpfalz und in Ostdeutschland hieß die Frucht “Apfelsine”. Inzwischen setzt sich zunehmend die führende Form “Orange” durch, vermutlich weil dieser Name “feiner” klingt. Der große norddeutsche Fruchtsafthersteller riha verwendet nach eigenen Angaben die Bezeichnung “Orangensaft”, wenn der Saft Fruchtfleisch enthält.

Geschichte

Die Orange lässt sich in Europa erst ab dem 15. Jahrhundert nachweisen – im Gegensatz zur ähnlichen Bitterorange, die bereits im Mittelalter auf dem Landweg nach Europa gelangte. Zwar gibt es einzelne Hinweise auf süße Orangen für ein früheres Datum, doch scheint die Qualität erst ab 1500 erheblich zugenommen zu haben, und zwar durch die Einführung besserer Sorten durch die Portugiesen, die sie nach der Entdeckung des Seewegs nach Indien in Europa verbreiteten. So berichtete Vasco da Gama 1498, dass er in Mombasa sehr gute Orangen gesehen habe, viel besser als die damals in Portugal bekannten. Die Assoziation von Süßorangen und Portugal, die sich in der Namensgebung in mehreren Sprachen niedergeschlagen hat, wurde möglicherweise durch die Erzählung gefördert, dass der eine, ursprüngliche und ursprünglich importierte Baum noch jahrhundertelang in Lissabon stand.

Verwendung

In Europa werden Orangen von August (frühe Sorten aus Sevilla) bis Mai (späte Sorte Tardivo di Sanvito, Sardinien) geerntet. Das wichtigste Orangenprodukt im Welthandel ist Orangensaft, der zum größten Teil aus Brasilien stammt und in Form von Konzentrat (Sirup) gehandelt wird. Auch frische Orangen haben sich in der Nahrungsmittellandschaft zahlreicher Länder fest etabliert. Früher als Schutz, heute zu Werbezwecken, werden Orangen oft in Orangenpapier eingewickelt zum Kauf angeboten.

Darüber hinaus dient die Orange auch als Duftstoffquelle: Das Terpen d-Limonen wird aus Orangenschalen gewonnen und findet als biogenes Lösungsmittel und Rohstoff für die Parfümindustrie vielfältige Verwendung. Das edel duftende Neroliöl wird durch Wasserdampfdestillation von Orangenblüten gewonnen, wobei meist nicht die Blüten von Citrus sinensis, sondern die der Bitterorange (Citrus × aurantium) verwendet werden.

Hauchdünne, bitterstofffreie Orangenschalen, wie sie zum Aromatisieren vieler Gerichte benötigt werden, lassen sich mit einem Zester (manchmal auch Zesteur genannt) herstellen. Getrocknete Orangenschalen finden sich auch häufig in Teemischungen. Auch die Blüten können zu einem Tee verarbeitet werden.

Orangenscheiben, -blüten und -schalen werden auch zur Dekoration von Speisen und Getränken verwendet (Orangen-Twist).

Sorten

Verschiedene Sorten von Orangen: “Navels” (gelb), Herkunft Südafrika und “Valencia Late” (orange), Herkunft Spanien.
Die Orangensorten werden in Bitterorangen (Pomeranzen) und vier Gruppen von Süßorangensorten unterteilt, die Blondorangen (auch: runde Orangen), die Navelorangen (auch: Nabelorangen), die pigmentierten Orangen (Blut- und Halbblutorangen) und die nicht-sauren Orangen.

Blondorangen (wichtigste Gruppe)

  • Shamouti” (auch “Jaffa-Orange”), hauptsächlich in Israel angebaut.
  • Valencia’ oder auch ‘Valencia Late’ genannt, wird hauptsächlich im Mittelmeerraum, in Südafrika und in den USA angebaut.
  • Baladi
  • Hamlin
  • Hart’s Tardiff

Navel-Orangen (ursprünglich in Brasilien beheimatet), auch Bahia-Orangen genannt. Ihr Merkmal ist eine Ausstülpung am Blütenpol, wo sich – ausgehend von einem anderen, kleineren Fruchtknoten – eine zweite, meist unterentwickelte Tochterfrucht gebildet hat.

  • ‘Washington NewHal’, erkennbar an den großen Ausstülpungen an der Spitze und der oft enormen Fruchtgröße, die gewöhnlich als Navelina deklariert wird
  • Cara Cara”, eine Selektion von “Bahia” mit rotem Fruchtfleisch (meist als Washington Sanguine deklariert), die aus Kalifornien und Spanien stammt und oft mit Blutorangen verwechselt wird
  • ‘Navelina’, eine spanische Selektion in allen Fruchtgrößen mit fast keinen Tochterfrüchten.
  • ‘Salustiana’, kleinkalibrige Früchte mit dünner Schale, am besten zum Pressen geeignet
  • ‘Navelate’, eine spät reifende spanische Selektion, sehr süß.
  • ‘NavelLaneLate’, vor ‘Valencia Late’ die späteste der Navel-Orangen
  • ‘Powell Navel’, eine spät reifende, sehr süße Orange

Blutorangen (wegen des tiefroten Fruchtfleisches und bei einigen Sorten auch wegen der Schale). Die Rotfärbung des Fruchtfleisches wird durch Anthocyane in den Pigmenten von Fruchtfleisch und Schale verursacht und tritt in trockenen Gebieten mit großen täglichen Temperaturunterschieden (Nachtfrösten) auf. Moro-Orangen wachsen zum Beispiel an den Hängen des Vulkans Ätna in Sizilien.

  • Sanguine” (rundes Blut)
  • Double fine” (ovales Blut)
  • ‘Moro’
  • Tarocco
  • Sanguinello
  • ‘Manica
  • La Maltaise Sanguine
  • Diese fälschlicherweise oft als säurefreie Orangen bezeichneten Zitrusfrüchte (die u. a. in Indien beheimatet sind) sind früh reifende grünschalige, manchmal auch gelbschalige Süßlimetten (Citrus Limetta), die aufgrund ihres geringen Säuregehalts süßer, aber weniger aromatisch sind. Diese Sorte wird im Spätherbst bis Winter geerntet.
  • ‘Mosambi’

Inhaltsstoffe

Fruchtkörper/Fruchtsaft

Der Gehalt an Phytonährstoffen in 100 g Fruchtfleisch von Süßorangen beträgt ca.

19,36 mg ± 0,10 mg Vitamin C (Ascorbinsäure) (der empfohlene Tagesbedarf an Vitamin C beträgt 80 mg gemäß Anhang XIII der Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV))

  • 0,06 mg ± 0,20 mg Vitamin B1 (Thiamin)
  • 0,11 mg ± 0,20 mg Vitamin B2 (Riboflavin)
  • 0,38 mg ± 0,10 mg Nikotinsäure (Niacin)
  • 0,62 mg ± 0,10 mg Alkaloide
  • 0,19 mg ± 0,20 mg Flavonoide
  • 0,04 mg ± 0,11 mg Gerbstoffe
  • 0,01 mg ± 0,10 mg Phenole
  • 0,08 mg ± 0,10 mg Saponine

Wichtige natürliche Aromastoffe in Orangensaft sind z. B. Acetaldehyd, Hexanal, Octanal, Nonanal, Decanal, Ethyl-2-methylbutyrat, (R)-Limonen, Myrcen und (R)-α-Pinen. Gleichzeitig variiert die Zusammensetzung der Aromen in gewissem Maße je nach Orangensorte. Dies gilt z. B. für Ethylacetat, Ethylpropanoat, (S)-Linalool, Ethyl-2-methylpropanoat, 1-Penten-3-on, Ethylbutanoat, 3-Isopropyl-2-methoxy-pyrazin, (R)-Methyl-3-hydroxyhexanoat sowie 2- und 3-Methylbuttersäure. Viele der Ester sind nur im Orangensaft, nicht aber im Orangenschalenöl enthalten.

Nach der Dehydratisierung können sich sowohl die Ballaststoffe als auch die Antioxidantien in Qualität und Quantität verändern, je nach Dauer oder Temperatur (30 °C versus 90 °C) der Lufttrocknung.

Fruchtschalen

Die Schale enthält 0,3 bis 0,5 % Orangenöl (Hauptbestandteil Limonen), das für aromatische, medizinische, kosmetische und technische Zwecke verwendet wird. Orangenöl ist ein gefährlicher Stoff, der die Atemwege schädigt, entflammbar ist, Haut und Augen reizt und für Wasserorganismen schädlich ist. Die Oberfläche von Orangen wird häufig mit Wachsen behandelt, um sie vor Schimmel zu schützen, und diesen Wachsen werden in der Regel Konservierungsmittel wie Thiabendazol (E 233), Orthophenylphenol (E 231), Natriumorthophenylphenol (E 232), Biphenyl (E 230, in der EU nicht mehr zugelassen) und Imazalil zugesetzt (außer im ökologischen Landbau).

Kerne

Süßorangensamen, geschält oder ungeschält, enthielten in einer Analyse etwa 54,2 % Fett, 28,5 % Kohlenhydrate, 5,5 % Ballaststoffe, 3,1 % Eiweiß und 2,5 % Asche (Mineralstoffe) in den ungeschälten Samen, jeweils auf Trockenmassebasis. Bei den Mineralstoffen dominierten Kalzium und Kalium.


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